"Ausländer raus!", "Grenzen dicht " und "alle abschieben",- warum das alles barer Unsinn ist.

 

Wer so etwas behauptet, der hat entweder nichts im Kopf, hat sein Hirn in der Pfandleihe versetzt oder er ist schwer sozial-masochistisch.

Zum einen gab es Aus- und Einwandern schon immer, zum anderen sind es von Menschen geschaffene Umstände, die zu Flüchtlingsströmen führen. Wer flieht, tut das der Umstände wegen, nicht weil das so ein "geiles" Gefühl ist. Wer flieht, der hat einen Grund, egal ob Krieg, Verfolgung, Hungersnot oder sonst ein Grund.

Nach dem Ende des II.Weltkriegs kamen 17 Millionen deutsche "Ostaussiedler" aus dem Osten ins Nachkriegsdeutschland (laut DRK), darunter meine Vorfahren väterlicherseits. Auch damals gab es Reibereien, weil diese Flüchtlinge den Deutschen Arbeit und Brot wegnehmen würden. Das hat sich aber alles gelegt und heutzutage sind diese Unterschiede praktisch verschwunden. Also die Assimilierung kann funktionieren. Und wenn man keine Scheuklappen hat, dann funktioniert das auch mit Leuten, die kein typisch deutsches Gesicht haben.

Und was die AfD-Oberschlauen und solches Gesocks (sorry, aber ich steh zu der Bezeichnung!) geflissentlich unter den Teppich kehren, das ist, daß wir in Deutschland viele dieser Leute brauchen, etwa auf dem Bau, im Gesundheitswesen oder im Handel. Früher waren das Italiener, Spanier, Balkan-Bewohner, Griechen und Türken, und die hatten WIR gerufen, die sind gekommen als "Wirtschaftsflüchtlinge", weil bei ihnen zuhause nur Armut und Tristesse angesagt war. Denn sonst wären sie zuhause geblieben.

Und wer soll die Beiträge zu Renten- und Sozialversicherung bezahlen, wer Lebensmittel etc. kaufen? Die Deutschen werden immer weniger.

Wenn man Flüchtlingsströme reduzieren will, dann hilft es allerdings nichts, die Tore nach Deutschland oder Europa zu schließen. Das ist wie wenn man bei einem Trichter nur mit dem unteren Ende arbeitet, also was unten rauskommt, statt oben den Zufluß zu regulieren. Das kann ja nicht funktionieren! Den Druck, nach Europa oder die USA zu wollen, kann man nicht an der Grenze zähmen, dazu muß man vielmehr im Ursprungsland die Vorraussetzungen schaffen. Etwa durch aggressive Informationen, daß jeder illegale Flüchtling in Europa im Elend festsitzt, ob im Knast oder in einer schäbigen Unterkunft, dazu alleine und isoliert und ohne Perspektive. Diese Alternative zwischen regulärer Migration und  illegaler Migration muß drastisch genug dargestellt werden, um abzuschrecken. Dabei sollten alle Europäischen Staaten mitarbeiten. Statt nach Europa etc. zu wollen müssen Verbesserungen der Lage im eigenen Land angegangen werden,- auch wenn das den dort Herrschenden nicht besonders gefallen dürfte. Statt mit Steuergeldern private deutsche Industrie-Exporte zu unterstützen könnte Entwicklungshilfe und Außenministerium besser dafür sorgen, daß Hilfs- und Ausbildungs-Projekte umgesetzt werden, damit die Leute eine Perspektive im eigenen Land bekommen. Und bleiben.

Und noch ein Aspekt spricht dafür, in den Herkunftsländern aktiv zu werden. Je ärmer die Leute sind, desto mehr Kinder bekommen sie, denn das ist ihre soziale Absicherung, weil sie im Alter von deren Unterstützung leben müssen. Das habe ich selbst in Thailand mitbekommen. Vor Ende des letzten Jahrhunderts gab es gerade im Nordosten viele Familien mit 10 und mehr Kindern. Inzwischen geht es denen aber (relativ) besser und die Familiengröße hat sich merklich reduziert. Und damit ist der Druck der Landflucht auch weniger geworden,- was die innerstaatliche Version der Migration ist.

Allerdings: Solange die sogenannte III.Welt arm bleibt, solange wird es auch immer Massen von Menschen geben, die der Not entfliehen wollen und die sich auf den Weg nach Norden machen. Kann ich nachvollziehen. Diese "Flucht aus der Armut" wird nur dann weniger, wenn wir nicht auf Kosten der Armen unseren Lebensstandard halten oder heben wollen. Diese Flucht wird auch nur dann weniger, wenn die Ausbeutung dieser Länder gewaltig nachläßt. Ob Bodenschätze, Nahrungsmittel oder billige Arbeitskraft (etwa Bekleidung-Herstellung). Oder Krieg, um als ausländische Kraft Vorteile zu erlangen, wie es in vielen afrikanischen Ländern der Fall war und ist. Letztlich sind diese Menschen aus Afrika und so nicht scharf darauf, ihr Leben zu riskieren auf der Flucht und dann womöglich in irgendeinem tristen Heim isoliert unter anderen Fremden zu hausen, wenn sie die Möglichkeit hätten, zu Hause einen angemessenen Lebensunterhalt zu erschaffen. Inmitten ihrer Familie und Freunde. Die sind - genauso wie wir - auch nur Menschen!

Also was tun, wenn wieder mal "Ausländer raus" gegrölt wird? Da habe ich auch keine glasklare Antwort drauf, denn die Umstände sind in jedem einzelnen Fall unterschiedlich. Hat man es mit einem hardcore Ausländerhasser zu tun oder kann man den Gegenüber noch überzeugen? Für die harten AfDler z.B. empfehle ich, deren Überzeugung und Programatik gegenüber Zuhörern lächerlich zu machen. Ist zwar nicht wie man es in der Schule lernt, aber wenig ist so effektiv wie jemanden oder etwas lächerlich zu machen. Dazu reicht es ja schon, aus deren Programatik aufzulisten, was sie alles für Verschlechterungen für den kleinen Mann fordern (Siehe weiter unten). Und daß sie selbst illegale Ausländer beschäftigen (wie Alice Weidel) oder - wie jüngst - in Belarus Knackies für sich arbeiten lassen.

Aber für das Drehen am großen Rad, also der Änderung der Außenpolitik gegenüber den armen Länder muß man wohl Druck bei den Bundespolitikern aufbauen. Denn da wird sich erst etwas positiv ändern, wenn die Politiker lernen, statt auf die lokalen Industrie-Lobbyisten mehr auf die Bevölkerung zu hören und der III- Welt mehr Anteil an ihrer Wertschöpfung zu gewähren. Das reduziert den Druck, auswandern zu wollen.

Und in Deutschland ist wohl wichtigster Punkt, daß die Leute Deutsch lernen, das ist schon mal die halbe Miete. Mit halbwegs gutem Deutsch werden die Leute auch für den Arbeitsmarkt vermittelbar, also da, wo sie wirklich gebraucht werden. Und können ihren eigenen Lebensunterhalt bestreiten, statt von Almosen des Staates abhängig zu sein. Und dann könnten mehr Häuser gebaut, mehr Krankenpersonal zur Verfügung stehen und sonstige Tätigkeiten ausgeführt werden. Die Allermeisten wollen ja auch arbeiten! Die Schnorrer etc. sind nur ein verschwindend geringer Teil des Ganzen. Das Problem ist ja nicht neu, sondern mindestens 9 Jahre alt.

Ein ähnliches Thema ist die Frage des Asyl gewährens. Das Asylrecht ist eine der großen Erungenschaften des letzten Jahrhunderts, wobei sich Asyl auf das „politische Asyl“ bezieht, also auf Verfolgung aus politischen Gründen. Wer Unrechtsstaaten entkommen konnte, der konnte und kann Asyl in demokratischeren Staaten erbitten. Beispielsweise Geflohene aus dem III. Reich, der UdSSR oder ehem. DDR. Mit Recht steht das Asylrecht nicht nur ganz vorne in Grundgesetz, sondern auch in der UNO-Carta. Daß einige das Recht mißbrauchen wollen kann aber nicht dazu führen, das Kind mit dem Bade auszuschütten und das Recht wieder zurückzunehmen, wie es einige populistische Politiker gerade fordern.

Und abschließend, wer meint, ich sei ja weit weg und könne mir deshalb keine Meinung dazu erlauben, dem sei gesagt, ich bin nicht nur Deutscher sondern ja auch Ausländer,- nur eben in Thailand.

Abstimmungsverhalten der AfD 2024
Im Netz gefunden, aber trotzdem korrekt.

 

© Januar 2025


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