Neulich dachte ich, ich krieg die Krise,-
wieder mal!
Warum?
Weil Deutsch eigentlich eine wunderschöne Sprache ist, die sehr genau beschreiben kann, was man meint, die sehr lyrisch oder romantisch sein kann, aber auch sehr exakt, um komplexe technische Zusammenhänge eindeutig zu beschreiben.
Und dann kommen da so Leute, die verhuntzen die Sprache, nach Strich und Faden.
Manche davon sind Beamte, die sich sprachlich vom gemeinen Volk absetzen wollen.
Manche sind so international, daß ihnen jeder englische oder französische Ausdruck lieber ist, am besten noch „eingedeutscht“ („bitte liken!“).
Manche haben auch sonst nichts drauf und müssen sich eben durch Doof-Sprech („Hey, Du Opfer, du“) von anderen abheben.
Wer braucht denn so 'was?
Da tauchen Ausdrücke auf, die schlicht un-sinnig sind, wenn nicht gleich absolut überflüssig. Und der Duden schwimmt auf der Welle der „neuen Wörter“ mit und erteilt seine Absolution dazu!
Beispiele gefällig?
zielführend statt zielgerichtet,- was gibt es da zu führen?
fußläufig statt zu Fuß erreichbar oder nahe (Ist der Fuß läufig?)
aushäusig statt auswärts oder außer Haus
vollinhaltlich statt vollständig
vollumfänglich statt in vollem Unfang, oder insgesamt, komplett
händisch statt mit der Hand (gibt es auch entsprechend "füßisch"?)
wirkmächtig statt effektiv
handlungsleitend statt sinnvoll
hoch performant statt effektiv
zeitnah statt bald
interimistisch statt kurzzeitig
verschriftlicht statt geschrieben, oder "in schriftlicher Form"
verunfallt statt einen Unfall erlitten (da schwingt wenigstens noch etwas Empathie mit...)
Sinnhaftigkeit (politische, stand so in der FAZ): statt Sinn, sinnvoll,- oder besser gleich Unsinn?
Schalte statt Schaltung (nach)
und aktuell die neuen "Hits":
Testung(en) statt Test (oder Tests); was ist an dem Wort Test so schwierig?
Mutante statt Mutation,- ist das so schwer auszusprechen? Dann lieber die Mu-Tante?
Und wo bleiben die Mu-Onkels?
Und das sind nur ein paar Beispiele aus der Schublade „Beamten- und Politiker-Gefasel“. Bei diesen ist schon klar, daß die vor lauter „Vorschriften kennen“ die deutsche Sprache verlernt haben,- das passt wohl nicht alles zusammen in den gleichen, einen Kopf. Aber im Ernst, das ist Teil davon, die einfachen Leute, aka „Plebs“, zu verwirren und damit davon abzuhalten, einen Beamten zu stören. Mit einem Wort, das ist der Versuch, elitär zu sein. Braucht aber, außer besagten Beamten, wirklich kein Mensch!
Wer auch noch mit diesen "Unwörtern" um sich wirft, das sind Berater aller Art, die damit sowie mit Anglizismen (s.u.) versuchen so klingen, als wären sie auf dem letzten Stand der Dinge in ihrem Fach. Dann ist aber oft das Gegenteil der Fall.
Das Eindeutschen ist auch so eine Unsitte. Warum muß man etwas „liken“ und kann es nicht mögen oder unterstützen? Downloaden, surfen, dissen, posten und performen,- die Liste ist bald endlos. Aber das alles gab es schon vorher. Zumindest in der deutschen Sprache.
Und der nächste Gag ist dann, daß viele „User“ (meine Übersetzung hier: Sprach-Attentäter) nicht mal richtiges Englisch können!
Neulich hatte ich mir mal - man hat ja sonst nichts zu tun, könnte man meinen - einen Ausschnitt von "Heidi Klum und ihren Gören" angeschaut. Klassisches Beispiel: Bei der Vorstellung beim Kunden keinen ordentliches Satz auf Englisch rausbringen, aber privat nur noch mit Anglizismen (so heißen diese eingedeutschten Wörter aus dem Englischen, ohne Schmarrn) um sich werfen.
Hallo, geht's noch?
(Juni 2021) Daß diese Sprach-Verarsche (sorry, aber wie sonst kann man das nennen?) nicht nur im Deutschen passiert, das erklärt George Carlin (leider schon verstorben) seinen amerikanischen Mitbürgern. Ihm geht es dabei um Euphemismen und andere Sprachungeheuer, mit denen die Realität überkleistert wird. Der Clip (knapp 10 Minuten) ist in Englisch, aber wer es versteht, der wird den Clip lieben...:
George Carlin on soft language, https://www.youtube.com/watch?v=o25I2fzFGoY
Und hier geht es weiter, zum Thema Facebook,- echt jetzt?
© Juni 2021